Latinka e.V. und Nepali Samaj e.V. organisierten am 05.07.25 den 1. „Diaspora Day“ in Karlsruhe.
Alessa Fetzer eröffnete den Tag mit einer Keynote und einer Frage, die selten laut gestellt wird – und doch alles verändert, wenn man sie ernst nimmt:

Wie sähe eine Zukunft aus, wenn wir sie mit Liebe gestalten würden?
In ihrer Keynote „Zukunft Liebe“ machte sie deutlich:
Liebe ist kein weiches Thema. Kein Luxus. Keine rein private Angelegenheit.
Liebe ist politisch. Und sie kann – wenn wir sie als Praxis verstehen – ein radikaler Hebel sein für Veränderung, für Gerechtigkeit, für echte Transformation.
Liebe jenseits von Romantik
Alessa Fetzer führte uns durch westliche Narrativen, in denen Liebe oft mit Romantik, Sexualität oder Privatsache gleichgesetzt wird – und zeigte auf, was dadurch verloren geht:
- Liebe wird privatisiert und entpolitisiert.
- Emotionen gelten als irrational.
- Fürsorgearbeit bleibt unsichtbar und weiblich konnotiert.
- Beziehungen werden dann als wertvoll angesehen, wenn sie ökonomischen Nutzen bringen.
Doch Liebe ist mehr.
„Liebe ist der Akt, einer anderen Person zu erlauben, ganz sie selbst zu sein.“
– Humberto Maturana
Liebe als Handlung – nicht als Gefühl
Was Alessa vorschlug, war nichts weniger als ein Perspektivwechsel:
Nicht nur über neue Systeme zu reden, sondern über Beziehungen, Praktiken, Resonanz.
Denn:
💡 Wer liebevoll handelt, investiert in kollektives Wachstum.
💡 Wer emotionale Intelligenz ernst nimmt, verändert Entscheidungsprozesse.
💡 Wer Caring Communities stärkt, verschiebt Machtverhältnisse.
Was bedeutet das für die Diaspora?
Für viele Menschen mit diasporischer Biografie ist Liebe oft verbunden mit Verlust, mit Trennung, mit Heimweh – aber auch mit Widerstand, Resilienz und Verbindung über Grenzen hinweg.
In diesem Sinne war die Keynote nicht abstrakt, sondern tief verbunden mit der Erfahrung von Migration, Zugehörigkeit und Identität.
Sie lud uns ein, unsere Praktiken der Liebe zu teilen – nicht als Sentiment, sondern als politisches Werkzeug.
Als Sprache, die jenseits von Kultur und Herkunft wirken kann.
Als Handlung, die Räume öffnet, statt sie zu schließen.
Liebe in der Politik – ganz konkret
Alessa zeigte Beispiele dafür, wie „Zukunft Liebe“ schon heute gelebt wird:
- In Bürger*innenräten als Ausdruck partizipativer Demokratie
- In Caring Communities wie Foodsharing-Netzwerken oder kommunalen Initiativen
- In der Anerkennung von Rechten für nicht-menschliche Lebewesen – wie Flüssen, Wäldern oder Ökosystemen
Einladung zum Mitgestalten
„Zukunft Liebe“ bedeutet, dass wir neue Geschichten brauchen –
nicht nur Geschichten von Widerstand, sondern auch von Verbundenheit, Fürsorge und kollektiver Kraft.
„We are not just storytellers – we are storymakers.“
– Robin Wall Kimmerer
Die Diaspora-Community hat das Potenzial, diese Zukunft mitzugestalten – weil sie Vielfalt lebt, weil sie Brücken schlägt und weil sie weiß, was es heißt, sich immer wieder neu zu verorten.
Was bleibt?
Liebe ist nicht die Antwort auf alles.
Aber vielleicht ist sie der Anfang von etwas, das wir bisher übersehen haben:
eine radikale Sanftheit, die Strukturen bewegt.
Danke, Alessa Fetzer, für diesen Impuls.
Und danke an alle, die an diesem Tag ihre Geschichte, ihre Praxis und ihr Herz geteilt haben.

📌 Mehr unter: www.diasporaday.org